Hörmal - September - Spätsommer oder Frühherbst?
Die Natur zeigt zwar immer noch einmal, was sie zu bieten hat, so wie bei dieser Rose, aber manches verschwimmt auch schon, denn das Fenster, in dem sie sich spiegelt, ist beschlagen. Ferien und Urlaub scheinen manchmal schon weit weg. Welche Eindrücke bleiben? Waren es schöne, erfüllte Tage, bereichert durch Begegnungen mit alten Bekannten oder neuen Freunden? Waren es Tage der Ruhe und Entspannung? Waren die freien Tage vielleicht auch geprägt vom Erschrecken über zu viel Hitze, zu viel Regen, über Krieg und Feuer? Haben wir den Kopf geschüttelt und uns selbst gefragt: „Worauf soll das alles hinauslaufen?“ Manchmal fehlt uns der Durchblick. Sommer? Herbst? Ende der Welt vielleicht sogar?
Der Apostel Paulus schreibt im 1. Korintherbrief: „Jetzt sehen wir nur ein rätselhaftes Spiegelbild!“ Ja, so ist es manchmal. Wo stehen wir, was sind das für Zeiten, was trägt, wer oder was schenkt uns den Durchblick? Paulus schreibt voller Zuversicht weiter: „Aber dann sehen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke. Aber dann werde ich vollständig erkennen, so wie Gott mich schon jetzt vollständig kennt.“ Und dann folgt der bekannte Vers von Glaube, Hoffnung und Liebe, die bleiben.
Es wird nicht verschwommen und dunkel bleiben. „Frommer Wunsch!“ werden manche sagen. Ja, das ist es: Ein frommer Wunsch, ein Wunsch, in dem klar wird, dass Gott derjenige ist, der uns sieht und uns das Sehen und Erkennen schenkt, dass alles Rätselhafte und Verschwommene nicht mehr das Allesbestimmende und auch nicht das Ende ist. Wie soll das gehen? Wie kann diese Erkenntnis bei und in uns wahr werden? Indem wir in der Liebe Gottes bleiben. Wie? Auch sie scheint manchmal so weit weg zu sein, nur noch ein verschwommenes Bild. Aber die Verbindung steht, die Liebesverbindung, und zwar von Gottes Seite aus. „Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen. In Christus Jesus, unserem Herrn, hat Gott uns diese Liebe geschenkt!“, so schreibt Paulus es im Römerbrief. Diese Liebe, die sich in Jesus Christus zeigt und die er den Menschen weitergegeben hat durch das, was er gesagt, getan und wie er gelebt hat, lässt sommerlich-klar sehen, auch wenn einiges manchmal oder sogar oft herbstlich-verschwommen ist. Von dieser Liebe, die durch die Auferstehung sogar den Tod überwunden hat, trennt uns nichts und niemand. Diese Liebe lässt uns leben und unsere Welt verantwortlich gestalten.
Bleiben Sie in dieser Liebe behütet. Sie schenkt einen klaren Blick und Mut zu vielleicht ja ganz neuen Wegen, nicht nur im Urlaub, sondern auch im Alltag.
Ihre Pastorin Jutta Selbmann.